Mit der Natur bauen: Nachhaltiges Bauen und Architektur

August 13, 2024

Erfahren Sie, wie für den Aufbau der Akasha Academy Nepal alte Praktiken mit modernen Ansätzen kombiniert und dabei lokale und natürliche Materialien genutzt werden.

Das Headquarter der Akasha Academy entsteht Schritt für Schritt in Suntakhan, Nepal – ein Prozess, der Zeit braucht, da wir die Bebauung des Grundstücks in Einklang mit der Natur entwickeln. Dazu gehören verschiedene Phasen: Das Kennenlernen des Landes und der verschiedenen Bereiche mit ihren Qualitäten und Herausforderungen, das Erlernen und Anwenden alter und neuer Bautechniken, die Auswahl der richtigen Baumaterialien und nicht zuletzt: das Sammeln von Erfahrung.

Universelle Ethik ist unsere Grundlage: Mensch und Natur sind miteinander verbunden. Eine natürliche Konsequenz ist folgende Erkenntnis: Wenn wir der Natur Schaden zufügen, schaden wir uns selbst. Deshalb wollen wir die natürlichen Ressourcen schützen und den Menschen in der Region und darüber hinaus ein Beispiel für nachhaltiges Bauen bieten.

Warum nachhaltiges Bauen und Architektur in Nepal wichtig sind

In Nepal sind die traditionellen Bauweisen leider weitgehend durch moderne, schnelle und billige Methoden mit Beton und Stahl ersetzt worden. Auf diese Weise ist die Zahl der Gebäude im gesamten Kathmandutal in den letzten 30 Jahren rasant gestiegen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Unzureichendes Know-how führt oft zu Schäden oder Kollaps von Gebäuden, insbesondere in einem erdbebengefährdeten Land wie Nepal. Hinzu kommt, dass die modernen Baumethoden auf Kosten der Natur laufen.

Beispiele, wie es anders gehen kann, sind daher sehr wichtig. Deshalb haben wir ein großes Netzwerk mit Menschen aufgebaut, die das gleiche Verständnis für den Schutz der Natur und nachhaltiges Bauen haben. Unsere Gebäude werden in Zusammenarbeit mit Fore Sight Architects und Green Bamboo Creation, die Experten für Bambuskonstruktionen sind, entworfen und gebaut.

Bislang haben wir mit Green Bamboo einen Teepavillon und einen großen Bambuspavillon gebaut. Mit Fore Sight Architects entwerfen und bauen wir derzeit unser Student House. Gemeinsam entwickeln wir den Masterplan für unseren Headquarter in Nepal.

Aber wie sehen nachhaltiges Bauen konkret und die Wahl der entsprechenden Materialien praktisch aus?

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Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen von Beton und Plastik

„Die Auswirkungen moderner Baumaterialien auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit während ihres gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung bis zur Abfallentsorgung – sind erheblich.“

– Fore Sight Architects

Eine Anforderung an alle Gebäude der Akasha Academy ist, dass der Einsatz von Beton auf das absolute Minimum beschränkt wird. Auf Plastik wird gänzlich verzichtet.

Beton hat zwar vorteilhafte Eigenschaften in Bezug auf Statik und Erdbebensicherheit, erfordert aber große Mengen an Energie und chemischen Zusätzen bei der Herstellung. Zement ist für bis zu 8 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich [2023: B. Skinner and R. Lalit]. Außerdem ist er einer der Hauptgründe für die weltweite Verknappung von Bausand und die Zerstörung von Ökosystemen beim Abbau dessen.

Im Sommer heizt sich Beton leicht auf. Dies führt zu wesentlich höheren Temperaturen in der Umgebung von Gebäuden, was das Problem der Hitzewellen noch verschärft. Im Winter ist der Effekt genau umgekehrt und daher eine gute Isolierung in Innenräumen notwendig.

Je nach chemischer Verbindung und Herstellungsprozess können Kunststoffe und Beton Giftstoffe freisetzen. Darüber hinaus kann die Materialdichte von Beton die Belüftung von Räumen beeinträchtigen. Dies führt dazu, dass giftige und krankheitserregende Stoffe in den Räumen verbleiben, anstatt nach außen transportiert zu werden, was sich negativ auf die menschliche Vitalität auswirkt.

Plastik löst sich nicht auf. Stattdessen zerfällt es im Laufe der Zeit in immer kleinere Teile. Die kleinen Partikel sickern in den Boden, ins Trinkwasser und in die Luft. Von dort aus gelangt Plastik über die Nahrung, die wir essen, das Wasser, das wir trinken, oder die Luft, die wir atmen, leicht in unseren Körper.

Auswahl lokaler Materialien für nachhaltiges Bauen

Nachhaltiges Bauen bedeutet, sich an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Bei der Auswahl der Baumaterialien müssen beispielsweise das lokale Klima und die Verfügbarkeit berücksichtigt werden. Ein Gebäude, das diese Kriterien erfüllt, wird sich mit größerer Wahrscheinlichkeit harmonisch in seine Umgebung einfügen und länger halten.

„Die Verwendung lokaler natürlicher Baumaterialien, die eine lange Lebensdauer haben, leicht verfügbar sind und die Merkmale der traditionellen Architektur bewahren, ist ein großartiger Ansatz für nachhaltiges und die Kultur berücksichtigendes Bauen.“

– Fore Sight Architects

Mit lokalen Materialien, die im Idealfall wieder verwendbar sind, stellen wir außerdem sicher, dass nur das genutzt wird, was ausreichend vorhanden ist. Das bedeutet auch, dass der Transportaufwand minimiert wird, weil die Wege vom Ursprung des Materials zur Baustelle möglichst kurz sind. Dies wiederum senkt die transportbedingten CO2-Emissionen. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass die Arbeiter vor Ort mit den Materialien vertraut sind und daher über das nötige Wissen verfügen, um sie richtig zu verarbeiten. Es ist davon auszugehen, dass ein ordnungsgemäß gebautes Bauwerk eine längere Lebensdauer hat, was die CO2-Emissionen insgesamt verringert.

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Auswahl natürlicher, widerstandsfähiger Materialien für die Langlebigkeit von Gebäuden

Für unseren Bambuspavillon haben wir zum Beispiel Bambus für die Konstruktion genutzt, Lehm- und Strohmischungen für die Isolierung verwendet und das Dach mit recycelten Ziegeln gedeckt. Das Brennen von Ziegeln verursacht zwar immer noch hohe CO2-Emissionen, aber wenn sie einmal richtig gebrannt und hergestellt sind, haben auch sie eine lange Lebensdauer und können problemlos wiederverwendet werden.

Bambus ist ein langlebiges und vielseitiges Material, wenn er entsprechend den Standardrichtlinien geerntet, behandelt und abgelagert wird. Indem wir ihn überall auf unserem Land anpflanzen, bauen wir nicht nur unser eigenes Baumaterial an, sondern nutzen ihn auch, um unser Land mit seinen tiefen Wurzeln gegen Erdrutsche zu stabilisieren. Dies ist besonders wichtig für Grundstücke in Hanglage wie unserem und hohen Sandanteil im Boden.

„Bambus ist die am schnellsten wachsende Pflanze der Welt. Er kann alle 3 Jahre nach seiner Reife geerntet werden. Seine Zugfestigkeit ist höher als die von Stahl und macht ihn erdbebensicher und stabil für den Bau. Bambus ist das Baumaterial der Zukunft – und die Zukunft ist jetzt.“

– Green Bamboo Creation

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Je nach Verwendungszweck sind verschiedene Bambusarten am besten geeignet: Bambusa Balcooa wird als strukturelles Bauteil verwendet, das aufgrund seiner Zugfestigkeit als einer der stärksten verfügbaren Bambusarten gilt. Bambusa Nutan eignet sich am besten als Wand- und Dachelement. Alle Bambusarten werden durch Metallteile wie Gewindestangen, Knotenbolzen, Metallkappen und -streifen miteinander verbunden.

Das für die Dämmung des Pavillons verwendete Lehm-Stroh-Gemisch sorgt in Verbindung mit der geschickten Platzierung von Öffnungen für ein gesundes Raumklima. Dadurch wird der Bedarf an zusätzlicher Heizung und Kühlung auf ein Minimum reduziert, was auch spätere Kosten spart.

Indem wir die Natur respektieren und nutzen, was sie uns zur Verfügung stellt, sichern wir die Langlebigkeit unserer Gebäude, tragen zu einem gesunden Raumklima bei und reduzieren Gesundheitsrisiken. Der gleiche Ansatz gilt für Maßnahmen im Außenbereich. Für Mauern, Wege und weitere Bodenbefestigungen haben wir gute Erfahrungen mit Steinen gemacht, einem weiteren natürlichen und vielseitigen Baumaterial.

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Auswirkungen auf die menschliche Vitalität und das Wohlbefinden

Baumaterialien können mit der menschlichen Vitalität in Resonanz oder Dissonanz stehen. Die von diesen Materialien ausgehenden Emissionen haben einen erheblichen Einfluss auf die körperliche Gesundheit. Atemprobleme, Kopfschmerzen, Allergien, Dermatitis und eine verminderte Schlafqualität [2024: E. Y. Nakanishi et al] gehören zu den negativen Symptomen, die durch schädliche Emissionen verursacht werden können. Ein weiterer Aspekt ist die Durchlässigkeit von Baumaterialien. Eine gute Belüftung trägt zu einem gesunden Raumklima bei und verringert das Risiko von Staunässe und Schimmelpilzbildung.

Generell kann man sagen, dass ein Baustoff, der nicht schädlich für die Umwelt ist, wahrscheinlich auch für den menschlichen Körper unproblematisch ist. Dies setzt voraus, dass die Herstellung und Zusammensetzung des Materials transparent gemacht und dokumentiert wird. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass jeder Mensch individuell und unterschiedlich reagieren kann. Treten gesundheitliche Probleme auf, kann die Deklaration von Inhaltsstoffen und Rohstoffen und die Kenntnis von deren fachgerechten Verwendung helfen, Ursachen zu finden und auszuschließen.

Ein Leuchtturmprojekt - Stärkung der Community

Nachhaltiges Bauen ist in der Regel mit einigen Investitionen verbunden: Um hohe Qualitätsstandards und eine gute Energieeffizienz zu erreichen, braucht es Zeit, Wissen, hochwertige Ressourcen und gut angewendete Techniken. Langfristig zahlen sich die Investitionen jedoch aus – die Rechnungen für Heizung und Strom sind niedriger und die Kosten für Instandhaltung und notwendige Renovierungen geringer.

Mit diesem Projekt zielen wir auf eine positive Wirkung ab, die über die Grenzen der Akasha Academy Nepal hinausgeht. Dies wird durch die Anwendung von Wissen und Erfahrung von Experten aus Deutschland und Nepal sowie durch den Einsatz alter und innovativer Techniken erreicht. Indem wir die positive Wirkung auf Gesundheit und Umwelt praktisch zeigen, unser Wissen weitergeben und gemeinsam mit den dort ansässigen Einwohnern bauen, möchten wir die Community in der Umgebung dazu inspirieren, in Zukunft nachhaltigere Baupraktiken anzuwenden.

Nachhaltiges Bauen bedeutet, auf eine Weise zu bauen, die die Lebensgrundlage für künftige Generationen schützt. Ein Ansatz, den wir uns bei allem, was wir bei der Akasha Academy tun, zu Herzen nehmen.

Bauen Sie mit uns an einer nachhaltigen Zukunft

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